Familiäre Kunstausstellung

Familiäre Kunstausstellung

Am vergangenen Samstag, kurz vor 18 Uhr: Ich klebe das letzte 65 x 22 Millimeter große Stück einer sogenannten Leichtschaumplatte, Handelsname „Kapafit Color“ („Color“ bedeutet in diesem Fall Dunkelgrau) auf eine, nun ja, Bastelei. Für die erste gemeinsame Kunstausstellung mit meiner Tochter Paula, die in ungefähr 30 Minuten eröffnet wird – durch eine Rede von mir – habe ich mein letztes Exponat just in time fertiggestellt. Wir haben die Ausstellung „familiär“ betitelt. Alles geht gut, wir sind rechtzeitig im „Café Herzhäuschen“ im Kölner Stadtteil Bickendorf. Das Café heißt nicht nur so, sondern ist tatsächlich ein kleines Haus, eines mit einer besonderen Geschichte. Hier haben bis 1941 Mitglieder der Familie Herz gewohnt, die wegen ihres jüdischen Glaubens von den Nazis hingerichtet wurden. Das Gedenken an diese Familie ist in dem Café gegenwärtig. 

Ich freue mich, dass viele Freunde und Nachbarn den Weg hierher gefunden haben, obwohl gestern nun auch wettermäßig der Herbst begonnen hat. Ich halte nicht so oft eine Rede, wenn ich richtig gezählt habe, ist das heute sogar meine erste. Und ich weiß gar nicht, ob diese tatsächlich als Rede zählt, denn ich habe sie komplett abgelesen. Hören wir doch mal rein:

„Paula ist meine Tochter. Ich bin Paulas Vater. Es gibt noch andere Familienmitglieder, aber wir beide sind die ältesten: der älteste Elternteil (von zweien) und das älteste Kind (von dreien). Wir haben noch andere Gemeinsamkeiten, offensichtliche und subtile. Als Kind habe ich, wenn ich nicht draußen unterwegs war, die ganze Zeit gebastelt oder gemalt und Gedichte geschrieben. Eigentlich war früh klar, dass ich „so was“ mal beruflich machen würde. Nach ein paar Umwegen bin ich tatsächlich im kreativen Kosmos gelandet und fühle mich dort pudelwohl. Paula scheint, was das angeht, in meine Fußstapfen zu treten. Schon als Dreijährige hatte sie ihren ersten Auftrag: sie malte das Motiv für die Einladung zur Hochzeit ihrer Eltern. So etwas, also dass man seine eigenen Kinder für diese Zwecke einspannt, ist übrigens nur möglich, wenn man erst Kinder bekommt und dann heiratet und deshalb haben wir das auch in dieser Reihenfolge getan. Wenn wir damals von anderen Eltern erfuhren, was ihre Kinder so in ihrer Freizeit taten – Yakari gucken, mit der Nintendo Wii zocken, schlafen, Beethovens Klaviersonaten einstudieren, Mandarin lernen oder die anderen Familienmitglieder nerven – konnten wir nur entgegnen: äh… Paula malt. Denn so war es: Paula kam nach Hause, aß Spaghetti Puttanesca oder gefüllte Paprika, setzte sich an ihren Schreibtisch, legte ein Hörspiel auf und malte. Sie malte, um die Erlebnisse in der Schule zu verarbeiten, sie malte, um die gehörten Hörspiele in Bilder umzusetzen, sie malte, um Mode zu entwerfen, Familien aller erdenklichen Hautfarben zusammenzustellen oder einfach, um zu malen. Nach eigener Aussage war das eine Tätigkeit, die sie stets glücklich machte. 

Nun saß ich da, jahrein, jahraus, schaute meinen Kindern beim Wachsen zu und stellte irgendwann fest, dass ja nicht nur die Kinder älter werden, sondern ich auch. Mit großer Ungeduld wartete ich fortan auf den Tag, an dem Paula ein Alter erreichte, in welchem man ihr zumuten konnte, sich und ihre Kunst der Welt zu zeigen. Denn ich wollte den Tag ja auch selbst noch erleben. Nun bin ich mittlerweile zwar furchtbar alt, aber noch im Besitz der wichtigsten Gehirnfunktionen und sehr dankbar darüber, dass ich nicht nur bei vollem Bewusstsein Paulas erster Ausstellung beiwohnen darf, sondern in meiner Eigenschaft als Gast, Mentor, Lückenfüller, Pausenclown … Ach, eigentlich egal, ich darf jedenfalls selbst auch mitmachen. Das macht mich sehr glücklich. 

Als Paula und ich uns ein Thema für unsere gemeinsame Ausstellung überlegten, stellten wir relativ schnell fest, dass wir miteinander verwandt sind. Da hatten wir schon mal einen guten Ansatzpunkt. Wir beide arbeiten völlig verschieden. Paula ist eine richtige Malerin, arbeitet mit Gouachefarben und Pinseln auf gutem Papier, achtet auf Farben und Licht und Schatten und Proportionen und Perspektive und was man sonst so braucht, um ein ansprechendes Bild von großer Ausstrahlung und Aussagekraft zu gestalten. Ihre Arbeiten beschreiben Familiarität implizit. Das bedeutet: Nicht eine klassisch aufgestellte Familie wird porträtiert, sondern ein Gefühl, eine Szene, ein Haustier, eine Beziehung oder ein Zuhause, das man aus dem familiären Leben kennt, wird gezeigt.

Ich mache es ganz anders. Ich zeichne jeden Tag mit meinem Kugelschreiber (ein Caran d’Ache 849 aus der Schweiz mit schwarzer Mine, Typ „Goliath Medium“) in ein dickes graues Buch namens „Jahresweiser“. Da es sich dabei um ein Buch handelt, in dem über einen Zeitraum von 10 Jahren jeder Tag festgehalten wird, gibt es nicht viel Platz für meine tägliche Zeichnung – gerade einmal eine Fläche mit einer Höhe von 2 Zentimetern. Daneben schreibe ich ein paar Zeilen über die wichtigsten Ereignisse des Tages. Das geschieht in einer Schriftgröße, die so winzig ist, dass ich an dem Tag, wenn ich zum letzten Mal in das Buch schreibe, so alt und halb blind und daher nicht mehr in der Lage sein werde, sie zu entziffern. Doch die Zeichnungen, die werde ich noch erkennen und werde sofort wissen, was damals los war. Diese Mini-Zeichnungen und Mikro-Geschichten habe ich gelegentlich geteilt, in Künstler- und Autorenkreisen, auf Instagram oder bei Familienfeiern. Meistens gab es eine gute Resonanz, so dass ich mich nun traue, einige ausgewählte Exemplare hier zu präsentieren. Immer wieder fällt mir bei dieser Arbeit auf, welcher Zauber oft in den kleinsten Alltagserlebnissen steckt, wie reich unser Leben ist, wenn man bereit ist, mit offenen Augen unterwegs zu sein. Das ist eine weitere Bedeutung des Wortes „familiär“. Es bezeichnet Dinge, die uns auf den ersten Blick vertraut zu sein scheinen. Doch wenn wir uns näher damit beschäftigen, auf den zweiten oder dritten Blick, sehen wir vielleicht noch eine tiefere Bedeutung, eine Beziehung zu anderen Dingen oder etwas Symbolhaftes, das uns hilft, eine ganz andere Sache in unserem Leben besser zu verstehen.

Paula und ich waren vor ein paar Wochen im Herzhäuschen frühstücken. Wir wollten uns hier genauer umzusehen und unsere Ausstellung planen. Unwillkürlich haben wir uns auch mit der Familie Herz beschäftigt, schließlich befanden und befinden wir uns in deren nachempfundenem Wohnhaus. Mathilde, ihr Mann und ihre drei Kinder waren Menschen mit einem ganz normalen Alltag. Ihr Leben war genau so bedeutend oder unbedeutend wie unser aller Leben. Irgendwann meinte jedoch eine Gruppe von komplett irregeleiteten Menschen, dass ihr Hass und andere niedrige Beweggründe eine Rechtfertigung dafür wären, in das Leben der Familie Herz gewaltsam eingreifen zu dürfen, sich über sie und andere Menschen zu stellen, ihr Schicksal zu besiegeln. Paula ist ein zutiefst emphatischer Mensch, ich bin auch nicht gerade unsensibel, und so haben wir uns in die Lebensgeschichten der ehemaligen Bewohner eingefühlt. Auch diese Gefühle werden unterschwellig in unseren Arbeiten ausgedrückt. 

Was wir uns wünschen ist, dass uns allen wieder ein bisschen bewusster wird, das wir doch alle nur Teile einer einzigen Patchworkfamilie sind – zugegebenermaßen relativ groß und extrem bunt – der Familie Mensch. Wie in jeder Familie darf es hier gelegentlich scheppern, weil es Auseinandersetzungen und Momente des Unfriedens gibt. Doch sollten wir uns irgendwann, zum Beispiel Weihnachten, auch wieder an einen gemeinsamen Tisch setzen, uns Geschichten erzählen, zusammen lachen, aus einem Topf essen und uns zum Abschied in die Arme nehmen.“

Der Abend war schon alleine deshalb ein ganzer Erfolg, weil wir es überhaupt getan haben, weil Paula und ich uns zusammengesetzt, geplant, gearbeitet und ausgetauscht haben und am Ende viele nette Menschen mit allerlei netten Kommentaren zu uns kamen und offensichtlich Freude an unseren Arbeiten hatten. Und obwohl es gar nicht das primäre Ziel unsere Aktion war, haben wir sogar eine ganze Menge Bilder verkauft.

Ein Gedanke zu „Familiäre Kunstausstellung

  1. Hallo hier ist Paula!
    Ich möchte auch nochmal hinzufügen, dass es wirklich Spaß gemacht hat, dieses Projekt umzusetzen.
    Der ganze Entstehungsprozess, indem wir uns gegenseitig immer nervös gemacht haben, aber auch unsere regelmäßigen „Meetings“, in denen wir gerne vom Thema abgekommen sind.
    Am Ende eine Ausstellung mit den eigenen Bildern vor sich zu haben und Menschen, fremd oder bekannt, die diese nicht nur sehen wollen, sondern auch tolles Feedback geben und am Ende sogar Geld für unsere Bilder zahlen wollen, war schon ein bisschen überwältigend!

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