Ich bin nicht sehr talentiert in Small Talk. Auch nicht über das Wetter. Das liegt daran, dass ich das Wetter immer so nehmen will, wie es kommt (ich rede nicht vom Klimawandel!). Ich freue mich, wenn es warm ist, denn dann kann ich in kurzen Hosen und ohne Socken rausgehen. Ich freue mich, wenn es kühl ist, denn dann muss ich nicht schwitzen. Ich freue mich über Regen, denn davon wachsen die Tomaten. Ich freue mich über Sonnenschein, denn dann entwickeln die Tomaten ein schönes Aroma. Ich freue mich über Rückenwind, denn dann komme ich schneller voran. Ich freue mich … nein, über Gegenwind freue ich mich nun wirklich nicht. Ich habe das Gefühl, dass wir alle dem Blick auf die Wetter-App auf dem Handy mittlerweile mehr vertrauen als dem Blick aus dem Fenster. Ich bin keine Ausnahme: oft mache ich Pläne davon abhängig, ob Regen vorhergesagt wurde. Gleichzeitig nervt es mich, weil in mindestens 50 Prozent der Fälle die Vorhersage nicht stimmte. Das ist ein subjektiver Wert. Offiziell heißt es, dass das Wetter in 24 Stunden mit einer Genauigkeit von 90 Prozent vorhergesagt werden kann. Ich bezweifle das. 

Vielleicht bewertet man die falschen Prognosen höher, weil der Frust schwerer wiegt, wenn man eine Gartenparty absagt, weil Gewitter vorhergesagt wurde, und sich das Wetter dann doch ganz passabel entwickelt. Vielleicht stimmt aber auch immer noch die alte Regel, dass man das Wetter in drei Tagen genau so zuverlässig vorhersagen kann wie die „Wetterfrösche“, wenn man sagt, dass es genau so wird wie am heutigen Tag. Wir hatten mal einen Nachbarn, der war Meteorologe im Vorruhestand, und wenn der uns sagte, wie das Wetter am nächsten Tag würde, konnte man davon ausgehen, dass das Gegenteil eintraf. Also eigentlich auch eine relativ hohe Präzision. Mir gefiel es, wie das Wetter bei der BBC früher vorhergesagt wurde „It might rain“. Hierzulande hieß es immer schon „Morgen Regen“. Ganz ohne Verb, damit es noch mehr den Anschein eines unabwendbaren Schicksals hat. 

Wenn ich meine Iphone Standard-Wetter-App aufrufe, wird mir für den Zeitpunkt meines übernächsten Tennistrainings in 9 Tagen das genaue Wetter angezeigt: 15 Grad, bewölkt aber max. 0,4 mm Regen, Wind von West mit 8 bis 15 km/h und so weiter. Das kann keiner, noch nicht mal mein Ex-Nachbar, so genau vorhersagen, aber weil die Werte und Pictogramme so wissenschaftlich-numerisch-exakt aussehen, glauben wir das, was die App uns sagt. Eigentlich werden wir doch verarscht. Ich wünsche mir nun was: Eine Wetter-App, die auf Bauernregeln basiert und ganz vage Vorhersagen macht. So in etwa: Nächste Woche könnte ungefähr so werden wie diese Woche, vielleicht ein wenig kühler, denn die Tage werden ja jeden Tag 2-3 Minuten kürzer, bisschen windig möglicherweise, Schneefall dürfte sehr unwahrscheinlich sein, denn „Macht der Oktobermond sich breit, es eher selten schneit.“

Ich habe für mein Unternehmen Traktor, Büro für Kommunikation mal ein Gimmick erfunden, das ich „Bauernregel-Generator“ nannte. Ich erlaubte mir wegen des landwirtschaftlich anmutenden Firmennamens gelegentlich solche Späße. Die Herstellung war Handarbeit und wahnsinnig aufwendig, weshalb ich nur insgesamt fünf Exemplare davon herstellte. Ich habe dafür mit einem Tintenstrahldrucker auf echtes Holzfurnier gedruckt, die vier Einzelteile mit Messingnieten miteinander verbunden. So sah das Ergebnis aus:

Durch Drehen der oberen und unteren Scheiben ließen sich insgesamt 144 verschiedene Bauernregeln generieren, zum Beispiel:

Hast du im Januar viel vor,
tu was und sag’s bald TRAKTOR.

oder

Mangelt’s im März noch an Color,
zöger nicht und ruf TRAKTOR.

oder

„November, ach!“, singt mancher Chor,
komm besser schnell zu uns: TRAKTOR.

Was ich fast so gerne mag wie das echte Wetter, sind Infografiken zum Thema. Eins meiner Lieblingsbücher hierzu ist „Information Architects“ von Richard Saul Wurman, einem Pionier des Informationsdesigns.  Dazu mehr in einem späteren Beitrag an dieser Stelle.