Neu im Portfolio: Film für Achtsamkeitscoach
(Ent-)spannendes Projekt
Reinhard Allgaier begleite ich schon seit über zehn Jahren mit meiner kreativen Arbeit. Anfangs habe ich Konzertplakate und Flyer für ihn und seine Künstler entworfen, da hatte er noch eine Musikagentur. Da wir uns eine zeitlang in einer Bürogemeinschaft gegenübersaßen, bekam ich relativ viel davon mit, wie anstrengend und fordernd sein Job war (auf eine ganz andere Art als meiner). Mir wurde schon davon schwindelig, wieviel er an einem normalen Tag telefonieren musste. Eines Tages machte ihm sein Körper einen Strich durch die Rechnung. Ein Burnout setzte ihn eine zeitlang komplett außer Gefecht. Nach einer Zeit der Erholung absolvierte er einen Achtsamkeitskurs nach Jon Kabat-Zinn und machte anschließend selbst eine Ausbildung zum Trainer für MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction) und als Coach. Seitdem ist er der entspannteste Mensch, den ich kenne ;-). Auch in seiner neuen „Berufung“ arbeitet Reinhard wieder viel, aber natürlich achtsamer. Er gibt Kurse in Köln und online, macht Einzelcoachings und veranstaltet Retreats im Schwarzwald.
Vor einiger Zeit beauftragte er mich, einen Film fürs Internet zu produzieren, zwei bis drei Minuten lang. Reinhards Film sollte natürlich vor allem ihn selbst vorstellen, aber ebenso vom Wesen der Achtsamkeit handeln. Auch wenn viele Menschen heutzutage den Begriff „Achtsamkeit“ schon mal gehört haben, kursieren immer noch wilde Vorstellungen davon, was damit gemeint sein könnte. Das liegt vielleicht auch daran, dass wir alle es mehr oder weniger verlernt haben, mit offenen Sinnen durch unser Leben zu gehen und im Hier und Jetzt zu sein.
Aller Anfang ist leicht
Zurück am Schreibtisch, der an diesem Tag unser Familien-Esstisch war, sagte ich mir: „Dann fange ich hier und jetzt direkt mal an!“, denn eine lange Recherche zum Thema konnte ich mir ersparen. Zum Ende der Nuller-Jahre, als der Stresslevel in meinem Leben sein All-Time-High erreicht hatte, absolvierte ich auch schon mal einen 8-Wochen-MBSR-Kurs. Im Hier und Jetzt, zwischen Kundentermin und Zubereitung des Mittagessens, nahm ich also Papier und Kugelschreiber, stimmte mich auf die kreative Arbeit ein – auch eine Art Meditation –, und dann passierte eins dieser Wunder, die ich gelegentlich erlebe. Die Geschichte von Reinhards Film entstand vor meinen Augen, mühelos, wie von alleine. Ich musste sie nur abzeichnen und aufschreiben. Am Ende schaute ich mir das Ergebnis fasziniert an und war glücklich. Und der Moment des Glücks hielt ungefähr 1 Sekunde an. Denn dann kam schon der innere Kritiker um die Ecke, der sowieso immer alles mies machen will. In dem Fall kam der Einwand, dass man für etwas, das einem so leicht von der Hand geht, doch kein Geld verlangen könne. Ganz zu schweigen von der Qualität, die bestimmt zu wünschen übrig ließe! Ich antwortete dem Kritiker (der auch einen Namen hat, dazu ein anderes Mal mehr): „Die Summe, die ich dafür bekomme, ist nahezu kein Geld. Gemessen an dem, was andere Filmemacher so nehmen. Und die Qualität ist tip-top!“ „Mit wem sprichst du, Papa?“, fragte meine Tochter, die gerade aus der Schule gekommen war. „Äh …“
Ich feilte noch ein bisschen an meinen Aufzeichnungen und machte daraus ein präsentables Storyboard, das ich meinem Kunden mit der üblichen Mischung aus Vorfreude und Angst vor Ablehnung zeigte. Früher, als es gelegentlich vorkam, dass ich stundenlang überlegte und doch nur halbgares Zeug dabei herauskam, war ich fast dankbar, wenn ein Kunde meine Ideen „abschoss“. Im zweiten Anlauf kamen dann die wirklich guten Sachen. Im Grunde habe ich mich hinterher immer über Kritik an meinen Arbeiten gefreut, auch wenn es erst mal wehtat. Dann gibt es aber diese Sachen, von denen ich einfach weiß, dass sie gut sind und richtig und schön und wichtig, und die mir fast so am Herz liegen wie meine eigenen Kinder… oder sagen wir mal besser: Haustiere, und ich deswegen einfach nur hoffe, dass ihnen keiner was Böses antut. Die Sorge war in dem Fall unbegründet. Reinhard gefiel mein Vorschlag, es war genau die Aussage, die er mit dem Film treffen wollte.
Drei Profis drehen auf
Die Suche nach einem geeigneten Filmer (auch eine Filmerin wäre mir sehr willkommen gewesen, aber leider fand sich keine) gestaltete sich dank meines Storyboards relativ einfach. Die Profis, mit denen ich das Projekt besprach, konnten genau sehen, wo Schnittbilder ergänzt werden mussten, wie lange die Sprachbeiträge werden würden, wie viel Aufwand mit den einzelnen Locations getrieben werden musste usw. Und sie verstanden vor allem, worum es ging und worauf es ankam. Und die drei, die in der engeren Auswahl waren – alles angesehene Vollprofis –, wussten auch, dass wir ein eher kleines Budget hatten. Das war kein Hinderungsgrund, denn sie hatten Bock drauf (was ja letztlich auch für mich ein wichtiger Grund war, den Auftrag überhaupt anzunehmen).
Den Zuschlag bekam schließlich Ludolf Dahmen, weil mich nicht nur seine bisherigen Arbeiten überzeugten, sondern er auch größtmögliche Flexibilität versprach. Uns war klar, dass das Wetter bei unseren Außenaufnahmen eine sehr große Rolle spielen würde. Aber dass es eine so große Rolle spielen würde … Immer wieder mussten wir unsere geplanten Drehtage verschieben, weil wir eine positive Grundstimmung in unserem Film vermitteln wollten. Und das war im wolkigen und tristen Köln der ersten vier Monaten des Jahres 2023 fast nicht machbar. Aber es kam der Mai, und im Mai wird ja sowieso immer alles gut. Letzlich haben wir an einigen der schönsten Plätze in Köln – Blücherpark, Takufeld, Rheinufer, Schildergasse – gedreht. Wir haben mit einer Drohne und Zeitraffer gearbeitet und gestaunt, wie viel Aufsehen man doch noch mit einem kleinen Dreh in der Medienstadt Köln erregen kann. Vermutlich haben es die Passanten es bereits vorhergesehen: Der Film ist wirklich gut geworden. Entspannte Action, bewegte Ruhe, gelebte Achtsamkeit eben.